Europa

Europa und Werte: Ein Trauerspiel

Nach ihrem mit Blick auf die Historie nicht ganz zu Unrecht erhal­te­nen Friedensnobelpreis soll­te sich die Europäische Union drin­gend auch um einen „Orden wider den tie­ri­schen Ernst“ bewer­ben! Denn wäh­rend allein schon das gemein­sa­me Foto von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Diktator und Kriegstreiber Ilham Aliyev vor weni­gen Wochen einer gewis­sen Komik nicht ent­behr­te, so ist das Gasabkommen der EU mit Aserbaidschan inhalt­lich noch absur­der: Der Schreck über den Krieg in der Ukraine scheint die ohne­hin nicht all­zu aus­ge­präg­te Erinnerung an den Krieg um Bergkarabach voll­ends aus­ge­löscht zu haben. Ein „ver­läss­li­cher Partner“, der bestän­dig mit der Vernichtung eines Nachbarlandes droht. Ein Traum!

Es passt ins Bild

Im Systemkonflikt mit China und Russland ver­zwergt sich die selbst erklär­te mora­li­sche Großmacht EU nach­hal­tig selbst – ein­mal mehr, muss man hin­zu­fü­gen. Ob Überwachung, Flüchtlingspolitik oder Umgang mit Autokraten wie dem Sultan vom Bosporus (bei dem durf­te Frau von der Leyen immer­hin auf die Couch): Es ist kein gutes Bild, wel­ches die EU Kommission unter der Leitung ihrer „demo­kra­tisch“ gewähl­ten Vorsitzenden der­zeit abgibt.

Inkompetenz rächt sich. Gerade Deutschland erhält nun die Quittung für jahr­zehn­te­lan­gen Opportunismus gegen­über Regimen, bei denen der „Wandel durch Handel“ vor allem im Bereich der wirt­schaft­li­chen und mili­tä­ri­schen Fähigkeiten geklappt hat. Ob Kohl, Schröder oder Merkel: Das Primat der Wirtschaft vor Menschenrechten fliegt gera­de auch den Unternehmen gehö­rig um die Ohren. Corporate Governance ver­stan­den vie­le Konzerne bis­lang vor allem als läs­ti­gen Papierkram.

Opportunismus statt Haltung

Die Lage ist ernst. Sowohl für den Wohlstand in Deutschland und Europa als auch für die glo­ba­le Zukunft der Demokratie, die der­zeit auch im Westen alles ande­re als sicher erscheint. In den USA konn­te der Putschversuch eines Autokraten gera­de noch abge­wen­det wer­den. In Frankreich konn­te der Wahlsieg einer anti­de­mo­kra­ti­schen Kandidatin gera­de noch ver­hin­dert wer­den. In Ungarn ist es schon zu spät.

Auch die „Wachhunde der Demokratie“ haben oft­mals Beißhemmung – aus ganz unter­schied­li­chen Gründen. Die Zaghaftigkeit, mit der erklär­te Nawalny-Unterstützer in deut­schen Medien sich für den nicht min­der ver­folg­ten Julian Assange ein­set­zen – oder ihn gar dif­fa­mie­ren – spricht für sich. Opportunismus ist nicht nur gegen­über Autokraten gefähr­lich. Er ist es auch gegen­über Verbündeten und ganz beson­ders gegen­über der eige­nen Regierung.

Hat Ihnen die­ser Artikel gefal­len? Werden Sie Mitglied!

Teilen: