Donald Trump hat den Friedensnobelpreis verdient? Israel hat „wichtige militärische Vorarbeit“ geleistet? Wer angesichts zehntausender getöteter Kinder von „Genozid“ spricht ist ein Antisemit? Das Versagen deutscher Medien bei einem der größten Menschheitsverbrechen unserer Zeit ist umfassend. Die Bandbreite reicht von Ahnungslosigkeit bis hin zu massiver Parteinahme.
Der Frieden sei diesmal endgültig, Deutschland werde sich finanziell am Wiederaufbau beteiligen, natürlich keine Soldaten entsenden, Donald Trump sei ein Durchbruch zu verdanken, großer Jubel auf allen Seiten. Wer die Berichterstattung in diesen Tagen verfolgt, reibt sich die Augen.
Trump, der sich selbst oft zu Unrecht feiert, hat allen Grund, sich diesen Erfolg gutzuschreiben. (…) All das wäre trotzdem nicht möglich gewesen ohne die militärische Vorarbeit, die Israel geleistet hat.
Kommentar in der FAZ
Wenn jemand den Friedensnobelpreis verdient hätte, dann Benjamin Netanyahu. Nur weil er den Nahen Osten aufräumte, hat Trumps Plan überhaupt eine Chance.
Kommentar in DIE WELT
Bis zu 200.000 Tote unter den Trümmern ihrer von US-Bomben zerstörten Häuser, darunter zehntausende Kinder? Völkerrechtswidrige Angriffe auf gleich mehrere Länder? Schwamm drüber, Hauptsache die vermutlich 20 noch lebenden Geiseln kehren endlich nach Israel zurück.
Dass für diese nicht nur „verurteilte Mörder“ ausgetauscht werden, wie die ZEIT beklagt, sondern auch hunderte willkürlich in „Sicherheitshaft“ genommene palästinensische Zivilisten, die man ebenso gut als „Geiseln“ bezeichnen könnte? Kommt in der Berichterstattung selten vor, ironischerweise noch vor einem Monat ebenfalls in der ZEIT:
Erstmals gibt es in Israel mehr als 11.000 sogenannte Sicherheitsgefangene mit palästinensischem Hintergrund. Rund die Hälfte wird ohne Strafverfahren festgehalten.
DIE ZEIT
Ebenso selten las man darüber, dass die Folter oder gar die Ermordung von Gefangenen in diesem Krieg keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal der Hamas war. Und wenn die Vereinten Nationen die gezielten Angriffe der israelischen Armee auf palästinensische Schulen, Kliniken, Rettungswagen, Journalisten oder einfach nur auf hungernde Zivilisten anprangerten, war vor allem der Springer-Verlag stets zur Stelle, um sich zum Sprachrohr einer offen rechtsextremen israelischen Regierung zu machen und die Opfer noch im Tode als „Terroristen“ zu verunglimpfen:
Erst vor knapp zwei Wochen hatte die israelische Armee fünf Journalisten getötet. Die nicht verifizierbare Begründung: Einer von ihnen, Anas al-Sharif, ein bekannter Journalist des katarischen Senders Al Dschasira, sei „Kopf einer Hamas-Zelle“. Die „Bild“-Zeitung titelte: „Als Journalist getarnter Terrorist in Gaza getötet“. Bereits im Vorfeld hatte das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) gewarnt, dass eine Schmutzkampagne gegen ihn laufe, sein Leben bedroht sei.
Kommentar im Handelsblatt
Wie das Leben und Sterben des mutigen Reporters in Gaza tatsächlich aussah, hat dessen Arbeitgeber Al-Dschasira in einem beeindruckenden Film zusammengefasst:
Solche Bilder gibt es in Deutschland selten zu sehen. Und wenn Amnesty International, die weltweite Vereinigung der Genozidforscher sowie eine unabhängige Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats in Gaza einen Genozid feststellen? Dann besteht hierzulande eine ganz andere Sorge:
Der Schriftsteller Rafael Seligmann hat davor gewarnt, im Zusammenhang mit dem israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen von einem Völkermord zu sprechen. Wer das tue, setze die Israelis bewusst mit den Nationalsozialisten gleich.
Tagesschau