Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit könnte größer nicht sein: Auf dem Papier verpflichten sich mittlerweile nahezu alle größeren Unternehmen und Konzerne zu Nachhaltigkeit und Transparenz. Doch das Komplettversagen der internen und externen Aufsicht im Betrugsfall Wirecard sowie der allgemeine Aufschrei beim Lieferketten-Gesetz haben wieder deutlich gezeigt, dass eine gute Corporate Governance nicht nur auf dem Papier bestehen darf, sondern auch gelebt werden muss.
Die Gefahr liegt oft in einer Fokussierung auf formale Anforderungen. Zwar ist es gut und richtig, wenn ein Unternehmen beim Thema Diversität vorankommt oder Mega-Themen wie die Digitalisierung im Board personell hinterlegt. Auch Broschüren über Corporate Responsibility lesen sich meist angenehm und der Begriff Nachhaltigkeit ist ohnehin frei und ohne allzu große Selbstbeschränkungen verwendbar. Doch darf die schöne Verpackung nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine real funktionierende Corporate Governance nicht nur von den verschiedenen Stakeholdern eingefordert wird, sondern auch im vitalen Kerninteresse jedes Boards und Unternehmens liegt.
Dies gilt umso mehr, wenn das regulatorische Umfeld weltweit immer unberechenbarer wird. Ein Board, das sich etwa selbst vormacht (oder vom Vorstand vormachen lässt), dass Geschäfte in einer Diktatur oder Autokratie auch nur annähernd nach den selbst gesetzten Werten und Nachhaltigkeitszielen möglich seien, gefährdet den gesamten Konzern. Neben den offensichtlichen …