Bergkarabach: Umweltschutz mal anders

Von Vita

Medien

Seit über einem Monat blo­ckie­ren von Aserbaidschan als „Umweltaktivisten“ bezeich­ne­te Soldaten die ein­zi­ge Straße von Armenien nach Bergkarabach. Über 120.000 Armenier sind von der Versorgung abge­schnit­ten. Nahrungsmittel und Medikamente wer­den immer knap­per.

Während die EU sich im Falle der Ukraine ger­ne als Friedensmacht prä­sen­tiert und die meis­ten Medien nahe­zu im Gleichschritt für die ver­meint­li­che Rettung der Demokratie mar­schie­ren, sind im Falle der vom EU-Gaslieferanten und „ver­läss­li­chen Partner“ Aserbaidschan (Ursula von der Leyen) ange­grif­fe­nen Armenier Engagement oder auch nur Aufmerksamkeit fast nicht vor­han­den. Mit fest geschlos­se­nen Augen scheint Europa gewillt, dem dro­hen­den zwei­ten Genozid an den Armeniern durch Aserbaidschan gemein­sam mit dem EU-Beitrittskandidaten und Nato-Partner Türkei taten­los zuzu­se­hen.

Dass man­che Nachrichtenagenturen und Medien in Deutschland bei ihrer spär­li­chen Berichterstattung gar das aser­bai­dscha­ni­sche Narrativ von „Umweltschützern“ über­neh­men, wel­che in der Öl- und Gas-Diktatur doch recht zuver­läs­sig weg­ge­sperrt wer­den, erscheint gera­de­zu tra­gi­ko­misch. Konsequenterweise soll­ten die betref­fen­den Redaktionen künf­tig auch den Begriff „Krieg“ in der Ukraine durch „mili­tä­ri­sche Spezialoperation“ erset­zen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht Aserbaidschan auf Platz 154 von 180.

Dem kol­lek­ti­ven Versagen setzt die Übernahme eines zwei­ten aser­bai­dscha­ni­schen Narrativs die Krone auf: Völkerrechtlich gehö­re das seit Menschengedenken von Armeniern bewohn­te Gebiet Arzach / Bergkarabach zu Aserbaidschan, die Armenier hiel­ten es „besetzt“. In Wahrheit war Bergkarabach von Diktator Stalin in einem Handstreich der aser­bai­dscha­ni­schen SSR zuge­schla­gen wor­den. Die Bevölkerung erklär­te sich beim Zusammenbruch der Sowjetunion in Übereinstimmung mit dem damals gül­ti­gen Unionsgesetz rechts­gül­tig als unab­hän­gig. Wer dem ältes­ten christ­li­chen Staatsvolk der Welt noch nicht ein­mal sein völ­ker­recht­li­ches Existenzrecht zuge­ste­hen möch­te, soll­te sich auch für die bal­di­ge Rückabwicklung der Unabhändigkeit des Kosovos ein­set­zen.

Dass die Ukraine als ver­meint­li­che Bastion von Demokratie und Menschenrechten auf der Seite des mör­de­ri­schen Diktators Aliyev steht, für den selbst die arme­ni­sche Hauptstadt Jerewan zu Aserbaidschan gehört, ist eine wei­te­re Ironie die­ser trau­ri­gen Geschichte.

We sup­port Azerbaijan’s ter­ri­to­ri­al inte­gri­ty and sove­reig­n­ty just as Azerbaijan always sup­ports our ter­ri­to­ri­al inte­gri­ty and sove­reig­n­ty.

Präsident Wolodymyr Selenskyj, zitiert von Anadolu Agency

Investigativer oder zumin­dest unab­hän­gi­ger Journalismus, um den es in Deutschland lei­der nicht all­zu gut bestellt ist, hat die Aufgabe, sol­che Widersprüche auf­zu­zei­gen. Denn die Heuchelei in Berlin, Brüssel und selbst in Kiew im ver­meint­li­chen Krieg um Werte könn­te grö­ßer kaum sein.

Hat Ihnen die­ser Artikel gefal­len? Werden Sie Mitglied!

Teilen: