Medien 2020

Medien 2020: Das große Versagen

Von Vita

Medien

Aktualisierung vom 25.05.21: Zum Ursprung des Coronavirus hat das Wall Street Journal nun eine Exklusivrecherche ver­öf­fent­licht.

Eines wird in den diver­sen Jahresrückblicken 2020 ganz sicher feh­len: Das selbst­kri­ti­sche Eingeständnis der öffentlich-rechtlichen Sender und pri­va­ten Verlage, auch im zu Ende gehen­den Jahr wie­der viel­fach und auf ekla­tan­te Weise nicht geleis­tet zu haben, wor­auf ihre Beitragszahler und Käufer einen Anspruch hät­ten: Investigative, zumin­dest aber gewis­sen­haf­te Recherchen und den Verzicht auf jeden Anschein der Korruption.

Einige Beispiele:

- Auch 2020 fan­den sich wie­der dank­ba­re Abnehmer für die jähr­lich zu Ehren eines NS-Unternehmers und KZ-Planers ver­lie­he­nen 50.000 Euro beim Herbert Quandt Medien-Preis. Die ver­meint­li­che Aufklärung der dunk­len Firmengeschichte wird damit ad absur­dum geführt.

- Über das Coronavirus wur­de und wird zwar rund um die Uhr berich­tet, jedoch viel zu sel­ten über eine ent­schei­den­de Frage: Wie gelang es der chi­ne­si­schen Führung, die welt­wei­te Ausbreitung des Virus – auch mit­tels ihres Einflusses in der WHO – zu ver­tu­schen und womög­lich sogar gezielt zu beför­dern (sie­he auch „Wut“ von Bob Woodward).

- Warum ist gele­gent­lich zwar von den Konzentrationslagern in Xinjiang und einem „kul­tu­rel­len Genozid“ an den Uiguren zu lesen, wäh­rend über den bereits seit vie­len Jahren statt­fin­den­den tat­säch­li­chen Genozid an den Uiguren und Falun Gong mit geschätzt 1,5 Millionen Todesopfern ille­ga­ler Organentnahmen trotz poli­ti­scher Appelle, unter ande­rem vom EU-Parlament, so gut wie über­haupt nicht berich­tet wird?

- Warum wur­de der ille­ga­le Angriffskrieg Aserbaidschans und der Türkei gegen das unab­hän­gi­ge Bergkarabach nur von weni­gen Medien klar als sol­cher benannt? Als sei­en „Kämpfe im Kaukasus“ ähn­lich einem Naturereignis „aus­ge­bro­chen“? Vielfach wur­de die ein­sei­ti­ge türkisch-aserbaidschanische Sichtweise „völ­ker­recht­lich gehört Bergkarabach zu Aserbaidschan“ als Tatsache prä­sen­tiert (Tagesschau, Agenturen). Nur weni­ge Medien ent­sand­ten ihre Korrespondenten oder berich­te­ten über die Angriffe auf Armenier in Frankreich und Deutschland.

- Auch die Causa Wirecard wur­de kaum als das dar­ge­stellt, was sie vor allem ist: Ein nahe­zu kom­plet­tes Versagen des Wirtschaftsjournalismus in Deutschland. Selbst die Strafanzeige der BaFin gegen Journalisten der bri­ti­schen Financial Times, wel­che den Skandal im Alleingang und gegen den Widerstand der staat­li­chen Aufseher auf­klä­ren muss­ten, wur­de hier­zu­lan­de ein­fach zur Kenntnis genom­men.

Und wie wird das kom­men­de Jahr? Kaum bes­ser: Der nächs­te NS-Journalistenpreis ist schon ter­mi­niert, Chinas fal­sche Wirtschafts- und Coronazahlen wer­den ohne Fußnoten prä­sen­tiert, die geno­zi­da­le Rhetorik der Präsidenten der Türkei und Aserbaidschans wei­ter­hin kaum beach­tet und der täg­li­che Mord an tau­sen­den „Organspendern“ in China bleibt der deut­schen Öffentlichkeit vor­aus­sicht­lich auch in Zukunft ver­bor­gen. 

Na dann: Prost Neujahr!

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