Deutschland

Deutschland 2021: Eine Bestandsaufnahme

Es hät­te deut­lich schlech­ter kom­men kön­nen. Soviel darf man 76 Jahre nach Kriegsende und fast 31 Jahre nach der Wiedervereinigung guten Gewissens sagen. Doch für Selbstzufriedenheit besteht wenig Anlass. Denn Deutschland im Jahre 2021 – das ist Land gewor­de­ner Opportunismus. Einige Beispiele:

Bewältigung der NS-Geschichte

Trotz „Entnazifizierung“ wur­den vie­le her­aus­ge­ho­be­ne Positionen in Verwaltung, Justiz und Unternehmen in der Bundesrepublik mit NS-Tätern besetzt. Wer glaubt, nach den Achtundsechziger-Protesten und der danach deut­lich umfas­sen­de­ren Aufarbeitung sei im Jahre 2021 nun wirk­lich alles offen­ge­legt, wird von einer der reichs­ten Familien und nahe­zu allen Medienhäusern des Landes eines Besseren belehrt.

So ver­gibt die nach des­sen drit­ter Ehefrau Johanna Quandt benann­te Stiftung des NS-Unternehmers Herbert Quandt bis heu­te einen mit 50.000 € dotier­ten Journalistenpreis „im Gedenken an die Persönlichkeit und das Lebenswerk des Unternehmers“, der per­sön­lich ein KZ-Außenlager plan­te und unter des­sen „Personalverantwortung“ hun­der­te Zwangsarbeiter einen qual­vol­len Tod star­ben. Zu den Preisträgern zäh­len Journalisten fast aller gro­ßen Medien. Auch die „BMW Foundation Herbert Quandt“ schmückt sich bis heu­te mit dem zwei­fel­haf­ten Namen.

Herbert Quandt sicher­te 1959 die Eigenständigkeit von BMW und leg­te damit den Grundstein für die erfolg­rei­che Entwicklung des Automobilkonzerns. In Würdigung sei­ner unter­neh­me­ri­schen Leistung grün­de­te die BMW AG 1970 die BMW Stiftung Herbert Quandt.

BMW Foundation Herbert Quandt

Nun gibt es in Deutschland zwar kei­ne nach Hitler benann­ten Plätze mehr, doch gilt dies nicht für Profiteure und Mittäter wie Herbert Quandt, nach dem wei­ter­hin Straßen in meh­re­ren Städten sowie gar eine Grundschule benannt sind.

Milliarden statt Menschenrechte

Dass es für die Gegenwart höchst pro­ble­ma­tisch wird, wenn sich der Blick zurück mit etwas Geld ver­ne­beln lässt, zeigt sich auch an der aktu­el­len Politik Deutschlands gegen­über China. Dabei steht längst unzwei­fel­haft fest, dass in den Lagern der Volksrepublik täg­lich tau­send­fach Staatsverbrechen bis hin zum Organraub began­gen wer­den.

Doch nichts darf die Absätze der (Auto-)Industrie trü­ben. Neben der Hitler-Gründung Volkswagen und Daimler ver­die­nen so die NS-Profiteure und BMW-Eigner Quandt auch in der der­zei­ti­gen Generation wie­der einen Großteil ihrer Dividenden in einem Land vol­ler Konzentrationslager. Mit freund­li­cher Unterstützung der Bundesregierung.

Versagen von Politik und Medien*innen

Besonders schwer wiegt die­se Bigotterie vor dem Hintergrund der zur Schau gestell­ten Werte: Gendern, bis der/die/das Arzt*in kommt, wäh­rend schwers­te Menschenrechtsverletzungen an Uigurinnen und Armenierinnen fol­gen­los blei­ben.

Auch inves­ti­ga­ti­ve Recherchen über China und ande­re wich­ti­ge Themen sind in Deutschland eher sel­ten zu fin­den. Viele Redaktionen gefal­len sich mehr mit Haltungsnoten, denn mit andern­orts betrie­be­ner, akti­ver Recherche. Es wird sei­ten­lang über sprach­li­che Inklusion par­liert, wäh­rend gan­ze Kriege in der Berichterstattung unter den Tisch fal­len. Dass die meis­ten Journalisten dar­über hin­aus noch dem Denglisch ver­fal­len und zwang­haft „Homeoffice“ statt „Arbeitszimmer“ sagen – geschenkt!

Besonders der öffentlich-rechtliche Rundfunk scheint sich durch inhalt­li­che Irrelevanz vor­zei­tig selbst abschaf­fen zu wol­len: Notre-Dame in Flammen? Da muss schon deut­lich mehr gesche­hen, um das Programm zu unter­bre­chen. So gibt es anstatt von Filz, Krieg und Völkermord eben Fußball, Krimi und Volksmusik. Ausnahmen bestä­ti­gen die Regel.

Schlecht gelüftete Schulen

Im Zuge der Corona-Pandemie haben die Deutschen immer­hin eines über ihre Schulen gelernt: Die Fenster las­sen sich auch im Jahre 2021 viel­fach nicht öff­nen. Dies steht gera­de­zu sinn­bild­lich für den inhalt­li­chen Sauerstoffmangel im Bildungswesen: Wehe dem Lehrer der es wagt, mit sei­nen Schülern über einen Genozid zu spre­chen oder sie zum Hinterfragen von Autoritäten zu ermun­tern.

Dass ein der­art eng­stir­ni­ges System weder auf­ge­klär­te Staatsbürger her­vor­bringt, noch Unternehmergeist ver­mit­telt, ver­steht sich von selbst. Da nimmt es auch nicht wei­ter wun­der, dass die häu­figs­ten Berufswünsche jun­ger Deutscher „Polizist“ und „Öffentlicher Dienst“ lau­ten. Selbst im Journalismus fin­det sich eine kol­lek­ti­ve Staatsgläubigkeit im Umgang mit Aufsichtsbehörden und Staatsanwaltschaften – der Fall Wirecard lässt grü­ßen.

Die Lösung ist lachsrosa

Die Antwort auf man­che der hie­si­gen Probleme ist im angel­säch­si­schen Raum zu fin­den: US-Präsident Biden erteilt Deutschland die drin­gend benö­tig­te Nachhilfe im Umgang mit China oder auch der Türkei. Und auch der Blick nach London lohnt. Befragen Sie doch mal die Webseite der Financial Times:

www.ft.com/why-Germany-is-a-failed-state

Die dar­auf­hin erschei­nen­de Fehlermeldung ent­hält weit mehr hin­ter­grün­di­ge Weisheit als der noch ver­blie­be­ne Wirtschaftsjournalismus hier­zu­lan­de.

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